Lieber Herr Hasse!
Vielen Dank für den Sonderabdruck und Ihren Brief. Ich habe inzwischen auch über die Dinge nachgedacht, formuliere sie aber noch anders. Ich möchte Ihnen darüber berichten bemerke aber dass Sie die Formeln noch in Ihre Schreibweise umschreiben müssen, da ich die Reihenfolge verkehrt nehme, mich aber daran gewöhnt habe.
1.) K Körper, Gruppe, c, Faktorsystem zu u mit Relationen
2.) Setzen Sie c, = a ; c, = b , so ergibt die Assoziativitätsrelation, wenn man die Produkte über oder über oder über durch die ganze Gruppe bildet, die drei folgenden Relationen (N = Norm K/k):
bb = N(c,)b | oder N(c,) = | (1) |
ab = ba | oder b-1 = 1, also ist b ambig. | (2) |
c,na = aa | oder c,n = | (3) |
Die dritte Relation ist die wichtigste. Sie zeigt wohl am schnellsten und leichtesten sowohl für Zahlen wie für Ideale den Satz, dass die n-te Potenz jedes Faktorensystems ~ (1) ist.
3.) F() = 1 = a1- wo a =
≠0 .
Sowohl für Zahlen wie für Ideale.156
4.) Unter dem -Beitrag eines idealen F[aktor]s[ystems] verstehe ich den Beitrag, den die Teiler von zu c, liefern. Ein Faktorsystem das nur aus -Teilern besteht nenne ich ein primäres. Dann ist jedes Faktorsystem eindeutig Produkt von zu verschiedenen gehörigen primären.157
5.) Ich bestimme die Gruppe aller -primären Faktorensysteme modulo den ~
(1):
Wegen (3) ist c,n = für jedes Faktorsystem c,. Ist darin a beliebiges
Ideal aber so, dass eine n-te Idealpotenz herauskommt, so ist das so bestimmte
c, ein ideales Faktorsystem. Man setze:
| (4) |
Damit eine n-te Potenz herauskommt muss gelten:
|
Dabei sind die nur mod zu verstehen. Ersetzt man im mittleren Glied durch -1, so erhält man:
| (5) |
und man hat die Kongruenzen (4), (5) aufzulösen.
Man setze in (5) = 1 und erhält158 , wenn man kurz m statt m1 schreibt:
m-1 | m - m (mod n) also | ||
m | m -1 - m-1 (mod n). | (6) |
mz - mz | m - m (mod n) | (7) |
für jedes z . Wenn | ||
h | = m - m1 | (8) |
gesetzt wird, so folgt | ||
hz - hz | h - h . | (7' ) |
| (9) |
Aus (9) folgt (7') wieder identisch. Aus (8) folgt
| (10) |
Jetzt ist im Ganzen:
| (11) |
wobei (4) und 5 gelten wenn 9 gilt.
(9) kann, wenn die Werte hz bekannt sind, als Definition der Werte für die Restklasse gelten wenn h bekannt ist. Dann braucht also (9) nur noch für den Spezialfall zu gelten. Also muss hz eine isomorphe Abbildung von auf159 die additive Gruppe der Restklassen mod n bedeuten. Das ist alles was bleibt.
Setzen wir jetzt (11) ein in a so kommt, wenn wir n-te Potenzen zu einer n-ten Idealpotenz bn vereinigen: (Wir rechnen ja modn.)
(12)
Geht man die z, die auftreten können durch, so kommt nach Reidemeister (es sind seine Erzeugenden) sicher Erzeugende von darunter vor. Ist also hz nicht die identische Darstellung in den Restklassen, so ist der Exponent nicht immer 0 (mod n). Ein a der Form bnc1- mit beliebigem b und c liefert aber, wie Sie sofort sehen, lauter hz 0 (mod n).
Also ist a modulo bnc1- genau durch die Darstellung hz von in den Restklassen mod n gegeben, und dem Produkt von zwei a-Vektoren ist die Summe der hz zugeordnet.
Ein a der Form bnc1- liefert nun gemäss (3) ein c, = ~ 1. Also ist die Gruppe der -primären c, mod den ~ 1 isomorph mit der Gruppe aller Darstellungen von durch Restklassen modulo n. Diese Gruppe aber ist isomorph mit der Faktorkommutatorgruppe von . Also:
Die gesuchte Gruppe der -primären c, ist isomorph mit der Faktorkommutatorgruppe von .
Ist insbesondere kein Diskriminantenteiler, so ist die Gruppe cyklisch von der Ordnung f. Dann ist also f die kleinste Zahl so dass die f-te Potenz jedes -primären Faktorsystems ~ 1 ist.
Nun ist es wohl klar wie das Zerlegungsgesetz lautet:
Es sei ein passender Modul. zerfällt dann und nur dann in Primideale f-ten Grades, wenn f die Ordnung der -primären Faktorensysteme modulo der Gruppe
Ich habe noch keine Zeit gehabt über den Beweis nachzudenken der nicht schwer sein kann. Ich habe nur den abelschen Spezialfall Gruppe (2,2) und die symmetrische Gruppe der Ordnung 6 geprüft also den Fall des kubischen Körpers. Es ist alles in Ordnung und stimmt in diesen Fällen. Im abelschen Fall lässt sich alles im Grundkörper normieren und führt auf die alte K[lassen]körpert[heorie.]
Im nicht abelschen Fall kommt einfach die alte Methode heraus die Klassenkörpertheorie anzuwenden auf Unterkörper in bezug auf die der ganze Körper cyklisch ist. So muss auch der Beweis mühelos herauskommen. Es ergibt sich also nur das eine Neue am Zerlegungsgesetz, dass es invariant formuliert und die verschiedenen Gruppen in den verschiedenen Körpern in einheitlichen und übersichtlichen Zusammenhang gebracht sind.
Dagegen kann natürlich keine Rede von einer Isomorphie sein. Im symm[etrischen] Fall 6 kommen für die Faktorensysteme modulo F(a) (mod ) 6 Klassen heraus (natürlich cyklisch):
Bei einer endgültigen Darstellung werden natürlich die Rechnungen dann zu vermeiden sein, wenn auf die abstrakte Bedeutung des verschränkten Produkts mit Idealen eingegangen wird. Die Bedeutung ist diese:
Sei die Gruppe aller Ideale, die Gruppe aller au. Dann ist gekennzeichnet als Erweiterung von die
Die Komposition der Faktorensysteme lässt sich zwar invariant in naheliegender Weise deuten, aber nicht schön.
Selbst werden Sie sich wohl überlegt haben, wie die Faktorensysteme abzuändern sind wenn man Erzeugende und Relationen einführt. Das übliche Faktorsystem ist nur der Fall der Cayleyschen Gruppentafel.
Ich habe den Eindruck, dass noch etwas ganz Neues hinzukommen muss um zu Isomorphie und zu Existenzsätzen zu kommen. Dieses Zerlegungsgesetz ist nur eine etwas verschönte Zusammenfassung der Anwendung der gewöhnlichen Klassenkörpertheorie .
Mit vielen herzlichen Grüssen von Haus zu Haus
Ihr Artin
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