Als Beilage zu seinem Brief sendet Artin eine Präsentation des Einheitensatzes mit Hilfe der Minkowskischen Methode. Offenbar hatte ihn Hasse darum gebeten, wahrscheinlich als Vorlage für eine Vorlesung, denn Artin spricht an einer Stelle davon, dass man in einem Kolleg manches anders darstellen müsse, und an anderer Stelle sagt er, dass all dies doch eigentlich ganz gut zu verstehen sei. Der Artinsche Beweis enthält nichts, was damals nicht bekannt war, jedoch ist die Beweisanordnung im Vergleich mit anderen Lehrbuch-Darstellungen der damaligen Zeit hier dichter und übersichtlicher geworden. An einer Stelle sagt Artin selbst, dass dies doch wohl besser sei als bei den bisher üblichen Beweisen.
Möglicherweise war Hasse an der Artinschen Beweisanordnung deshalb interessiert, weil er sie für seine geplante Monographie über algebraische Zahlentheorie verwenden wollte. Wir wissen, dass Hasse eine 2-bändige Zahlentheorie plante, deren erster Teil eine Einführung in die algebraische Zahlentheorie auf der Basis der Henselschen p-adik enthalten sollte, während der zweite Band der Darstellung der Klassenkörpertheorie gewidmet wäre. Die Arbeit daran zog sich sehr in die Länge; der erste Band war erst 1938 fertiggestellt, konnte aber wegen verschiedener Hindernisse erst 1949 unter dem Namen „Zahlentheorie“ im Berliner Akademie-Verlag erscheinen [Has49]. Seitdem erlebte er mehrere Auflagen und Übersetzungen ins Englische und Russische. Der geplante zweite Band über Klassenkörpertheorie ist nie geschrieben worden. Das lag daran, dass sich das Bild der Klassenkörpertheorie in den zwanziger und dreißiger Jahren in stürmischer Weise verändert hatte, nicht zuletzt im Anschluss an die bahnbrechenden Arbeiten von Hasse selbst, die ganz neue Wege eröffneten.
Die Darstellung des Einheitensatzes in der Hasseschen „Zahlentheorie“ enthält dieselben Ideen wie sie auch Artin in diesem Brief entwickelt, ist jedoch angesichts des ganz eigenen Hasseschen Stils von anderer Art als die Artinsche Darstellung.