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30.11.1932, Noether an Hasse, Postkarte



Inhalt:

Hasse wird nach Göttingen zum Vortrag eingeladen. Ackermann-Teubner Preis für Noether und Artin.


30. 11. 32

Lieber Herr Hasse!

Ich möchte Sie von der Math[ematischen] Gesellschaft noch fragen, ob es Ihnen passen würde, in 14 Tagen, Dienstag, d[en] 13. Dez[ember] vorzutragen, oder ob Ihnen Anfang Januar lieber ist. Ein Vortrag war ja für diesen Winter ausgemacht! 1) Diesmal sollen Sie aber wirklich bei mir wohnen. Alexandroff hat das Fremdenzimmer mit vier Wochen Aufenthalt gründlich eingeweiht. Sie kommen doch wohl wie üblich 5h 03 nachmittags? Die Math[ematische] Gesellsch[aft] ist nämlich auf Wunsch von Weyl, entgegen aller Tradition, auf 5 - 7h gelegt; muß dann bei Ihrem Vortrag wieder auf 6h gelegt werden. Oder wäre es Ihnen auch recht gleich vom Bahnhof aus vorzutragen?

Artin und ich sollen als Ackermann-Teubner (Algebra-Zahlentheorie)-Preisträger (mit ganzen 500 M jeder) um Weihnachten herum in Leipzig vortragen; ich denke gleichzeitig, habe das aber aus v.d. Waerdens Brief noch nicht verstanden.2) Das wird aber Ende der Woche, kollidiert also nicht mit Math[ematischer] Ges[ellschaft].

Haben Sie nicht Lust Mittwoch nachmittag bei mir noch einen Separatvortrag zu halten? Ich habe bis jetzt eine systematische Theorie der p-adischen Zahlen gebracht - imponiert Ihnen das nicht? - als Grundlage der nichtkommutativen Arithmetik, die im folgenden Semester in kommutative Anwendungen übergehen soll.3)

Kommt eigentlich bald Korrektur von Chevalley Klassenkörperth[eorie] im Kleinen? 4) Auch für Deuring, der jetzt wirklich ernstlich am Bericht ist; sich in Amerika sehr wohl fühlt.5)

Also auf Wiedersehen, Ihre Emmy Noether
      

Anmerkungen zum Dokument vom 30.11.1932

1Hasse fuhr schließlich erst im Januar 1933 zum Vortrag nach Göttingen.

2Es handelt sich um den “Alfred Ackermann-Teubner Gedächtnispreis zur Förderung der Mathematischen Wissenschaften”. Wenn in diesem Zusammenhang van der Waerden erwähnt wird, so lässt das darauf schließen, dass er dem Nominierungs-Ausschuss für diesen Preis angehörte. Van der Waerden war damals Ordinarius in Leipzig, dem Sitz des Teubner-Verlages.

3Im Wintersemester 1932/33 las  Emmy Noether “Nichtkommutative Arithmetik”,  2-std., Mittwoch 5-7. Für das folgende Sommersemester 1933 hatte sie “Hyperkomplexe Methoden in der Zahlentheorie” angekündigt - dazu ist es dann aufgrund der politischen Entwicklungen nicht mehr gekommen.

4Noether bezieht sich auf die Crelle-Arbeit Che:1933 .

5Vgl. zu Deuring die Anmerkungen zum Brief * vom 9. 8. 1932.