Das Anfänger-Lehrbuch „Schreier-Sperner“ [SS31] entstand aus Vorlesungen, die Otto Schreier als Privatdozent in Hamburg gehalten hatte. Es hatte den Titel „Einführung in die Analytische Geometrie und Algebra“ und erschien, wie die Artinsche „-Funktion“, in der Serie „Hamburger mathematische Einzelschriften“. Durch Betonung der Algebra, genauer der linearen Algebra über einem beliebigen Körper, unterschied es sich inhaltlich wesentlich von den damals in Deutschland üblichen Vorlesungsinhalten, in denen die sogenannte Analytische Geometrie gelehrt wurde. (Letztere bestand traditionsgemäß aus der Lehre von den Geraden, Ebenen und Quadriken im 2- und 3-dimensionalen euklidischen, affinen oder projektiven Raum über , vornehmlich zur Ausbildung der Gymnasiallehrer.) Schreier selbst konnte sein Buch nicht mehr vollenden; er starb 1929. Es gab jedoch eine Vorlesungsausarbeitung, die von Schreiers Schüler Sperner herausgegeben und ergänzt wurde. Im selben Jahr 1931 erschien eine ebenfalls auf Vorlesungen Schreiers basierende Broschüre „Vorlesungen über Matrizen“, die einige Jahre später ergänzt und als Band 2 der „Einführung in die analytische Geometrie und Algebra“ herausgegeben wurde.
Der „Schreier-Sperner“, der in mehreren Auflagen, auch in englischer Übersetzung, erschien (später in bearbeiteter Form als „Sperner“ unter Weglassung des Namens von Schreier), trug wesentlich dazu bei, den Inhalt der Anfängervorlesungen an den Universitäten zu reformieren, indem die abstrakte lineare Algebra statt der Geometrie in den Vordergrund gestellt wurde – so wie es heute üblich ist.
Wie aus den früheren Briefen von Artin hervorgeht92 , hatte Artin engen wissenschaftlichen Kontakt mit Otto Schreier, der wie Artin aus Österreich stammte. Wir können davon ausgehen, dass Artin an dem Konzept Schreiers zur Reform des Anfängerunterrichts regen Anteil genommen und auch selbst wesentliche Ideen beigesteuert hatte. Darauf weist auch die Tatsache hin, dass Artin das Erscheinen des „Schreier-Sperner“ hier in seinem Brief besonders erwähnt.