7 10.09.1926, Brief von Artin an Hasse


Hamburg, 10. Sept. 1926

Lieber Herr Hasse!

Vielen Dank für Ihren Brief. Den von Ihnen eingeschlagenen Weg habe ich (leider Gottes) in den Spezialfällen 22,23,32, angewendet. Für l2 macht das aber zu viel Rechnung. Deshalb zog ich es vor, eine Methode von Eisenstein (die bekannte Crelle-Arbeit) zu verwenden:

Ich setze ta = 1 - cna. Dann gilt: ta+b - catb = ta. Dies zieht die drei Kongruenzen:

ta+b  =_ catb (modta); ta+b  =_ ta (modtb); ta  =_ -catb (modta+b)

nach sich, so dass man findet:

(    )    (  a) (   )   (   )           (  a)
 ta+b   =   c--   tb  =   tb  ,  wegen    c-- = 1 ;
  ta   (    t)a   (ta  )    ta    (     )   t(a    ) (    ) (     )
        ta+b       ta               ta         ca     tb      -1
ferner   -t--   =   t-      und    t---  =   t---   t---    t---  .
          b        b              a+b        a+b     a+b     a+b
Schreiben wir nun zur Abkürzung für den Umkehrfaktor:
          (   ) (   )
            ta    tb - 1
(a,b)  =    tb    ta     ,        so findet man:
          (     ) (     )-1           (     ) (     ) -1
(a,b)  =    ta+b    ta+b-    = (a + b,b)  -tb-    ta+b
             tb      ta                 ta+b     ta
                   ( t  ) ( c- a) ( - 1 ) (t   ) -1
       =  (a + b,b)  --a-    ----    ----   -a+b
                    ta+b   (ta+b )  ta+(b   ) ta
                            --c-  -a  ---1
       =  (a + b,b)(a,a + b) ta+b      ta+b   .
Da (ca+b )
  -----
  ta+b = 1 ist, kann man auch schreiben:
                        (     )b (     )
(a,b) = (a,a+ b)(a+ b,b)  -c--     --1-  .
                          ta+b     ta+b
Sei l ungerade. Dann gilt einfacher:
                        (     )b
(a,b) = (a,a + b)(a+ b,b)  -c--   .
                          ta+b
Sei nun n = 2. Man setze a = 1, b = l2 - 1. Es wird:
                           (   ) -1
   2           2  2  2       c--
(1,l  - 1) = (1,l )(l,l - 1)  tl2     .
Nun ist (  a)
  c--
  ta = 1 = (   )
 -c
 taa .

Ist also a prim zu l so wird (   )
  c-
  ta = 1. Nun wende man die gleiche Formel an auf den einen Faktor:

  2 2         2  2       2     2    (   c   )-1        (  c   )
(l,l - 1) = (l ,2l  -1)(2l - 1,l - 1)  t-2---    , wo    t--2--  = 1 .
                                       2l- 1             2l- 1
Da t2l2-1 = 1 - c2l2-1 wegen c2l2-1 = l2c1cl-1 sicher primär ist, folgt
(l2,l2 - 1) = 1. Also bleibt:
                  ( c ) -1
(1,l2- 1) = (1,l2)  ---          woraus
(    )             tl2
  -c-  = (1,l2)(1,l2- 1)-1       folgt.
  tl2
Nun ist:
       (       ) (     a) -1   (       )    N-(1---ca)--1
(1,a) =   1---c-   1---c-     =   --z---  = z      l2      .
         1- ca     1- c          1- ca
Also:
                  2                2
(   )     N-(1--cl-)--1-  N-(1---cl--1)---1
  c-- =  z      l2      -        l2        =
  tl2
           l2           l2-1
   N-(1---c-)---N-(1---c----)
= z            l2            .
Hierin sind die Exponenten cl2 bezw. cl2-1 hoch genug, um bei der Darstellung durch die symmetrischen Grundfunktionen dieser Potenzen beim 3-ten Glied abzubrechen. Drückt man die Grundfunktionen durch die Potenzsummen aus und lässt überflüssiges weg, so bleibt gerade der Anfang der gewünschten logarithmischen Entwicklung stehen von dem man sich auch überzeugt dass er ausreicht. Ich brauche das wohl nicht weiter auszuführen.

Ich komme also Dienstag und zwar mit dem Zug 1302 wie Sie vermutet haben. Bis dahin mit herzlichen Grüssen und einer Empfehlung an Frau Gemahlin

      Ihr Artin

Kommentare zum Brief Nr.7:

  7.1 Die Methode von Eisenstein.